Matter 1.5 ist erschienen, und es ist ein großes Puzzlestück, das in das Rätsel des vernetzten Hauses passt. Kameras, Rollläden, Tore, intelligenter Garten, präzise Energieverwaltung… der Standard macht einen echten Schritt nach vorn, mit sehr konkreten Anwendungen für den Alltag, aber auch für Integratoren und Smart Home-Enthusiasten.
Matter 1.5: Was sich auf einen Blick ändert
Matter 1.5 erweitert offiziell den Standard auf vier große Funktionsfamilien: Kameras, „closures“ (alles, was sich öffnet und schließt), Bodensensoren für den Garten und fortschrittliche Bausteine für das Energiemanagement, ohne eine Verbesserung des Datentransports für ressourcenintensive Anwendungen zu vergessen.
Diese Version kommt nach den Updates 1.4.1 und 1.4.2, die vor allem die Qualität, die Testwerkzeuge und die Zertifizierung verstärkt hatten. Wir haben also einen echten Anstieg der Funktionalitäten, während die Basis für Hersteller und Plattformen robuster bleibt.
Für Leser, die bereits Home Assistant, Jeedom oder die Apple Home-, Google Home- und Alexa-Ökosysteme nutzen, bedeutet das eine sehr einfache Sache: neue Kategorien von Geräten werden in der Lage sein, mit Matter zu kommunizieren, sobald die Hersteller und Plattformen 1.5 in ihre Updates integriert haben.

Matter 1.5 bringt endlich Kameras ins Herz des Standards
Es war das große fehlende Element von Matter seit Beginn. Die 1.5 bringt endlich ein komplettes Profil für Kameras, das darauf ausgelegt ist, eine maximale Anzahl von Fällen abzudecken: Video-Türklingel, Innenkamera, Außenkamera, Projektorkamera, Babycam, motorisierte Pan/Tilt-Kamera, Gartenüberwachungskamera usw.
Technisch basiert Matter auf WebRTC für Live-Video und -Audio, unterstützt bidirektionalen Datenstrom (Gespräch mit der Person an der Tür, zum Beispiel) und unterstützt STUN/TURN-Server für den lokalen sowie den entfernten Zugriff.
Das Kameraprofil ermöglicht die Verwaltung mehrerer Streams (zum Beispiel einem HD-Stream für die Aufnahme und einem leichteren Stream für die Vorschau auf einer Smartwatch), Pan/Tilt/Zoom-Befehlen, Erkennungszonen und Datenschutzbereichen.
Für einen Smart Home-Installateur eröffnet dies die Tür zu viel saubereren Szenarien: Eine Kamera kann theoretisch in verschiedenen mit Matter kompatiblen Ökosystemen integriert werden, ohne dass proprietäre APIs gebastelt werden müssen, während die erweiterten Spezifikationen in der Anwendung des Herstellers bei Bedarf beibehalten werden.

Ein wichtiger Punkt ist jedoch: Die Kameraspezifikation verwaltet selbst nicht die Speicherung oder die Wiedergabe von Aufzeichnungen. Sie kann auf lokale oder Cloud-basierte Optionen verweisen, aber die Verwaltung von Clips, der Historie und der Funktionen zur Videoanalyse (Gesichtserkennung, Fahrzeugerkennung usw.) liegt in der Verantwortung jedes Herstellers oder jeder Plattform.
Ein weiteres interessantes Detail für diejenigen, die bereits einen Kamerapark besitzen: Die Spezifikation wurde so konzipiert, dass sie abwärtskompatibel ist mit den meisten modernen Kameras, die bereits über die erforderliche Rechenleistung, den Speicher und das notwendige Wi-Fi verfügen. Aber der Ball liegt eindeutig bei den Herstellern, die entscheiden müssen, welche Modelle ein Update für Matter erhalten… und wann.
Closures: Rollläden, Türen, Tore und Garagen endlich vereinheitlicht
Matter verwaltete bereits Konzepte von Öffnen/Schließen, jedoch in einem recht begrenzten Rahmen. Mit 1.5 führt die Alliance eine viel umfassendere Kategorie „closures“ ein, die Rollläden, Sonnenschutz, Vorhänge, Markisen, Tore, Garagentüren und andere motorisierte Öffnungen abdeckt.
Die Architektur basiert auf einem Satz von modularen Bausteinen, die es ermöglichen, verschiedene Arten von Bewegungen (Translation, Rotation, vertikales oder horizontales Öffnen) und verschiedene Mechaniken (ein oder zwei Flügel, ineinandergreifende Mechanismen usw.) zu beschreiben. Für einen Hersteller vereinfacht dies erheblich die Art und Weise, wie ein Produkt in Matter beschrieben wird, während gleichzeitig die Möglichkeit bestehen bleibt, sich abzugrenzen.
Für den Endbenutzer zeigt sich die Auswirkung in der Steuerung und im Statusfeedback. Man kann auf genauere Informationen über die Position eines Rollladens, die Erkennung eines halb geöffneten Tors oder die Möglichkeit hoffen, einen BSO, der sich dreht und hoch/runter fährt, feiner zu steuern. Die berühmte Frage „Habe ich die Garage wirklich geschlossen?“ kann von Matter über eine ganze Reihe von Geräten und nicht nur über proprietäre Integrationen beantwortet werden.
Übrigens sei erwähnt, dass Garagentore nun gemäß Matter zertifizierbar werden, was bisher nicht der Fall war, auch wenn das Thema seit der ersten Version des Standards auf dem Tisch lag.
Bodensensoren: Der Garten wird zu einem echten Matter-Anwendungsfall
Eine weitere weniger auffällige, aber sehr praktische Neuerung: die Einführung von Bodensensoren (soil sensors). Matter 1.5 definiert ein Profil, das in der Lage ist, die Bodenfeuchtigkeit zu messen und optional auch die Temperatur.
Konkret kann ein Sensor, der in einem Blumenbeet, einer Blumenschale oder einem Rasen platziert ist, ein mit Matter kompatibles Bewässerungssystem (Absperrhähne, elektrische Ventile, Bewässerungssteuerungen, die bereits in früheren Versionen vorgesehen sind) informieren, um das Wasser je nach Schwellenwerten, Zeitplänen oder Wettervorhersagen zu öffnen oder zu schließen. Man kann sich zum Beispiel einen Szenario vorstellen, in dem die Bewässerung gestoppt wird, wenn der Boden noch ausreichend feucht ist oder wenn in den nächsten Stunden Regen erwartet wird.
Für einen Hausherrn, der mit Smart Home anfängt, ist das ein sehr konkreter Anwendungsfall: weniger Wasserverlust, gesündere Pflanzen und vor allem keine Frage mehr, ob der Garten nach dem Wochenende wie eine Wüste aussieht. Für einen Installateur eröffnet dies auch einen interessanten Bereich bei den Projekten für vernetzte Gärten, die sich um Neubauten herum häufen.
Die fortschrittliche Energiewirtschaft tritt in eine neue Phase ein
Matter hat bereits Grundlagen für das Energiemonitoring gelegt. Die Version 1.5 geht viel weiter mit einem neuen Geräteschema für „electrical energy tariffs“: einem Profil, das in der Lage ist, Informationen über Energiepreise, Tarifstrukturen und sogar über den Kohlenstoff-Fußabdruck in Echtzeit oder prognostizierend zu übertragen.
Die Idee ist, den intelligenten Zählern, den Dienstleistungen der Energieanbieter oder den Netzbetreibern die Möglichkeit zu geben, standardisierte Daten in das Haus zu übertragen: Preise für jede Stunde, Zeiten mit Spitzen- und Nebentarifen, kritische Tage, Kohlenstoffintensität des kWh usw. Die anderen Matter-Geräte (Heizung, Warmwasserbereiter, Elektrofahrzeug, große Haushaltsgeräte) können dann ihre Betriebsweise anpassen, um den Vorlieben des Benutzers und den Tarif- und Verhaltenssignalen zu entsprechen.
In vielen europäischen Ländern bieten Anbieter bereits Tarife an, die Anreize zum Konsum außerhalb der Spitzenzeiten oder zur Einspeisung von Solarenergie ins Netz zu bestimmten Zeiten bieten. Der neue Gerätetyp Matter wurde genau dafür entwickelt, die Erfassung dieser Daten in das Smart Home-Ökosystem zu erleichtern und die Beteiligung der Verbraucher an diesen Programmen viel flüssiger zu gestalten.

Die Spezifikation verbessert auch den Bereich „smart metering“, indem sie die komplexen und variablen Tarife im Zeitverlauf besser verwaltet sowie den Verbrauchsverlauf, um realistischere Kosten für die Nutzung zu ermitteln.
Im Bereich der Elektromobilität fügt Matter 1.5 zertifizierbare Funktionen rund um das Laden von Fahrzeugen hinzu: Status des Ladezustands, Unterstützung für bidirektionales Laden (vehicle-to-grid oder vehicle-to-home), Kommunikation der Leistungsgrenzen auf der Netzwerkseite. Dies bereitet die Häuser klar auf Szenarien vor, in denen das Auto eine Batterie für das Haus werden kann, während die lokalen Anforderungen des Netzbetreibers respektiert werden.
Man kann sich sehr gut ein Kombinieren von Solarterrassen + Heimspeicher + Matter-Ladestation vorstellen, die eigenständig optimiert, wann sie laden, wann sie entladen und wann sie das Netz entlasten, basierend auf den dynamischen Tarifen und der aktuellen Kohlenstoffintensität.
TCP und große Datenmengen: ein breiterer Kanal für Matter
Letzter großer technischer Punkt: Matter 1.5 fügt die vollständige Unterstützung für den Transport über TCP hinzu, was den Versand großer Datenmengen verbessert.
Für die Kameras ermöglicht dies ein effizienteres Management bestimmter schwergewichtiger Austauschvorgänge. Aber es sind vor allem Anwendungen wie Firmware-Updates, die Übertragung von Bildern oder angereicherten Daten, die davon profitieren werden, mit schnelleren, zuverlässigeren und potenziell energieeffizienteren Übertragungen.
Für einen Integrator ist das ein entscheidendes Detail: weniger fehlgeschlagene Updates, weniger Geräte, die manuell aktualisiert werden müssen, und eine solidere Basis für zukünftige Funktionen, die mehr Bandbreite erfordern werden.
Und was ändert sich für Ihre Smart Home-Installation?
Obwohl die Spezifikation 1.5 offiziell verfügbar ist, müssen die verschiedenen Akteure ihre Produkte aktualisieren: Kamerahersteller, Rollladenhersteller, Bewässerungshersteller, Ladegeräte, aber auch Smart Home-Plattformen und Sprachassistenten.
Für einen Nutzer von Home Assistant oder Jeedom wird sich die Auswirkung in mehreren Phasen zeigen. Zunächst müssen die Matter-Stacks und Thread-Controller die 1.5 annehmen. Dann müssen die Integrationen auf Softwareseite diese neuen Gerätetypen und ihre erweiterten Funktionen (Datenschutzbereiche der Kameras, präzise Steuerung der Rollläden, Energieprofil usw.) bereitstellen. Wir kennen die Gemeinschaft: Sobald die Spezifikationen öffentlich sind, werden die ersten Prototypen und Plug-ins oft sehr schnell verfügbar sein.
Für die Profis eröffnet diese Version eindeutig neue Dienstleistungen, die sie anbieten können:
- multi-Ökosystem-kompatible Kameras, ohne dem Kunden versprechen zu müssen: „Es wird vielleicht mit dieser Box funktionieren“;
- zentrale Steuerung von Rollläden, BSO, Toren und Garagentoren mit zuverlässigem Statusfeedback;
- Energieangebote mit automatischer Optimierung basierend auf Tarif und Netzwerkbedingungen;
- Projekte für vernetzte Gärten, bei denen die Bewässerung auf echten Bodendaten basiert.
Und um ehrlich zu sein, werden die Technik-Fans des vernetzten Hauses sich vor allem darüber freuen, mit Matter-Kameras und Szenarien wie: „Wenn die Tür-Kamera während der Spitzenzeiten jemanden sieht, senke die Heizung um 1 °C und verschiebe das Laden des Fahrzeugs“ zu spielen. Das mag nicht die oberste Priorität für jeden sein, aber es ist genau das, was Freude bereitet, wenn man die Smart Home-Technologie liebt.
Fazit
Matter 1.5 ist keine kleine Weiterentwicklung. Kameras, Öffnungen, vernetzter Garten, Energie: Der Standard greift auf Bausteine zu, die direkt das tägliche Leben und die Projekte der Installateure betreffen.
Die ersten zertifizierten Produkte werden nicht über Nacht verfügbar sein, und die Akzeptanz hängt vom Willen der Hersteller und Plattformen ab. Aber die Richtung ist sehr klar: Matter wird allmählich zur gemeinsamen Sprache des vernetzten Hauses, vom Tor über die Kamera bis hin zum Zähler und zur Ladestation. Und das ist genau das, was man von einem wirklich qualitativen Standard erwartet.




